Gioachino Rossini 1814 über die Inszenierung von Tancredi in Mailand

„Alle haben Spaß an meiner Musik“ freut sich Gioachino Rossini (1792 – 1868), der italienische Opernkomponist und „Schwan von Pesaro“ über seine frühen Erfolge. Seine Eltern sind beide Berufsmusiker, der Vater Hornist, die Mutter Sängerin. Der kleine Gioachino erhält schon früh Unterricht im Gesang sowie im Horn- und Klavierspiel. Er reist mit den Eltern von Theater zu Theater. Die einaktige Oper La cambiale di matrimonio, die er mit 18 Jahren komponiert, erregt durch ihren Witz und ihre Originalität beim venezianischen Publikum Aufmerksamkeit. Il barbiere di Siviglia von 1816 gilt als Höhepunkt der italienischen komischen Oper.

In den 1820er Jahren ist Rossini der berühmteste Komponist der Zeit. Auf dem Höhepunkt seiner Ruhms aber zieht er sich 1830, genau in der Mitte seines Lebens, zurück. Über den wahren Grund wird noch heute spekuliert. Von seiner Frau Isabella Colbran, eine der berühmtesten Sängerinnen seiner Zeit, entfremdet er sich zusehends. Die folgenden Jahre sind geprägt von einer langen und zermürbenden Krise, verursacht durch eine venerische Krankheit, die sich in tiefen Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken äußert. Gallig erklärt er seinen Freunden: „Ich habe alle Frauenleiden. Alles, was mir fehlt, ist die Gebärmutter“.

In zweiter Ehe heiratet Rossini 1846 die Französin Olympe Pélissier, die ihm die nötige Ruhe und straffe Organisation des Alltags verleiht. Ab 1857 beginnt Rossini wieder regelmäßig zu komponieren, viele Klavier- und Vokalstücken zeugen von diesem zweiten Frühling. Im Alter von 76 Jahren stirbt Rossini in Paris – als reicher Mann; sein Nachlass bildet noch heute die Basis der Rossini-Stiftung in seiner Geburtsstadt Pesaro.

Alberto Zedda, Ehrenpräsident der Deutschen Rossini Gesellschaft sagt über Rossini: „Er war ein großer Ironiker. Er wusste, dass man den Gegebenheiten des Lebens mit einem Lächeln begegnen sollte, mit Leichtigkeit. Auf seine Weise erzählt der Rhythmus bei Rossini vom menschlichen Leben. Auch ganz ernste Geschichten werden nicht mit viel Klangaufwand dargestellt, sondern immer mit Leichtigkeit, wenn man will mit Eleganz. Das hat nichts mit Zynismus zu tun. Es zeigt nur den Blickwinkel an, aus dem die Geschichte betrachtet wird, nämlich von einem überlegenen Standpunkt aus.“

Reto Müller: Hommage an Rossini   PDF-Download (20 kB)

Gioachino Rossini – kurze Biographie

1792 geboren in Pesaro am 29. Februar
1802 – 1804: Aufenthalt in Lugo
1804 – 1810: Bologna, Studium am Liceo musicale
1810 Operndebüt mit La cambiale di matrimonio in Venedig
1813 Tancredi und L´italiana in Algeri, Venedig
1815 Debüt in Neapel mit Elisabetta
1816 Il barbiere di Siviglia, Rom
1816 Otello, Neapel
1817 La Cenerentola, Rom
1817 La gazza ladra (Die diebische Elster), Mailand
1822 Heirat mit Isabella Colbran. Gastspiel in Wien
1823 Semiramide, Venedig
1824/25 Große ökonomische Erfolge in London
1825 Il viaggio a Reims, Paris
1829 Guillaume Tell, Paris
1830 – 1835 Aufenthalt vorwiegend in Paris
1831 Stabat Mater (vollendet 1841)
1835 – 1848 Bologna, ab 1840 Leiter des Liceo musicale
1848 – 1855 Florenz
1856 Bäderreise durch Deutschland
1857 Wiederaufnahme regelmässiger Kompositionstätigkeit
1863 Petite Messe solennelle (1867: Orchesterfassung)
1868 gestorben in Paris am 13. November

Literatur:

Stendhal, (Henri Beyle): Rossini. Frankfurt, Athenäum 1988

Richard Osborne: Rossini. Leben und Werk. München, List 1988

Ferdinand Hiller: Plaudereien mit Rossini. Nach der ersten Buchausgabe herausgegeben, kommentiert, mit einem editorischen Bericht und einem Index versehen von Guido Johannes Joerg, Nachwort von Reto Müller.
Stuttgart 1993, 104 Seiten, 9,4x14,7 cm, broschiert, € 6.--
SCHRIFTENREIHE der Deutschen Rossini Gesellschaft e.V.
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